Halbjahres-FKI: Das Franchisemodell besteht den Corona-Stresstest
Zweimal im Jahr veröffentlicht der Deutsche Franchiseverband (DFV) den Franchise Klima Index (FKI), der die Stimmungslage der Mitgliedssysteme abbildet und strukturelle Entwicklungen sichtbar macht. Nach der pandemiebedingten Negativverschiebung des 2. Halbjahres 2020 zeigt der FKI, schreibt der DFV, für das 1. Halbjahr 2021 mit 145% einen deutlichen Anstieg, der wieder an die Vor-Corona-Werte anknüpft.
Hatte der FKI für das 1. Krisen-Halbjahr 2020 seinen bisherigen Tiefstwert von 122%, zeigte er Ende des Jahres einen positiveren Wert von 138% auf. Aktuell hat sich der FKI im 1. Halbjahr 2021 deutlich spürbar auf 145% verbessert und ist damit wieder auf dem Stand des 2. Halbjahreswerts von 2019.
Stabile Stimmungslage
Zeigte sich die Stimmungslage in den befragten Franchisesystemen aus der Retrospektive vor der Coronakrise ausgesprochen positiv (Stimmung ist hervorragend: 20% – Stimmung ist gut: 56%), so bleiben diese Werte aktuell mit 20% (hervorragend) und 44% (gut) hinter ihnen zurück, geben aber in der derzeitigen Situation eine erstaunlich gute Stimmungslage wieder. 17% gaben an, sehr schlechter bzw. schlechter Stimmung zu sein. Weitere 19%, hielten diese eher für neutral.
Etwas kritischer sehen das die Franchisepartner. Lag ihre Stimmung vor der Krise mit 69% bei hervorragend/gut und 13% bei sehr schlecht/schlecht sowie 18% bei neutral auf sehr hohem Niveau, so rutscht diese in der Pandemie ab, bleibt aber mit 75% im neutralen und positiven Bereiche auf überzeugend positiven Werten. Aktuell gaben 48% der Franchisenehmer an hervorragender/guter Stimmung zu sein. Demgegenüber stehen 25% mit sehr schlechter/schlechter. 27% der Partner hielten ihre Stimmung für neutral.
Krisensicherheit attestiert
„Den durch die Pandemie aufgezwungenen Stresstest hat das Franchisemodell bestanden. Diese Interpretation lässt die stabile Stimmungslage eindeutig zu“, wertet Torben Leif Brodersen, DFV-Hauptgeschäftsführer. „Die Zahlen in Kombination mit den vielen Kontakten in die Franchisepraxis zeigen auch, dass gelebte Partnerschaft, dass Innovationen und Weiterentwicklungen, dass gegenseitige Unterstützung funktioniert haben. Und das von Jetzt auf Gleich, ohne Vorankündigung.“
Auf die Frage nach der Krisensicherheit des Franchiseprinzips gaben 93% der Befragten an, Franchising als besonders krisensicheres Geschäftsmodell einzuschätzen. Im Vergleich zur Erhebung Ende 2020 sinkt dieser Wert um minimale drei Prozentpunkte, bleibt aber in seiner Aussagekraft unverändert.
„Die Zahlen rund um den Franchise Klima Index zeigen deutlich, dass das Geschäftsmodells Franchise während der Pandemie nicht signifikant an Attraktivität eingebüßt hat. Ganz im Gegenteil. Sie zeigen wie stabil es sich in solch turbulenten Zeiten darstellt und wie belastbar die Netzwerke innerhalb unseres Wirtschaftszweiges sind“, sagt Brodersen.
Klarer Positivtrend sichtbar
Mit 60% erlebt über die Hälfte der Franchisesysteme kaum oder sogar positive Auswirkungen der Pandemie: 40% der im Franchiseverband organisierten Systeme erleben die Auswirkungen der Corona-Krise negativ – in den Abstufungen spürbar (23%), stark (9%) und sehr stark (8 %). 15% gaben an, kaum Auswirkungen zu spüren. 45% nehmen die Auswirkungen aktuell positiv wahr: spürbar (23%), stark (14%), sehr stark (8%) positiv.
Damit wird ein klarer Positivtrend sichtbar – im Vergleich dazu wurden die Auswirkungen in der Erhebung des 2. Halbjahres 2020 so bewertet: 37% (negativ), 35% (positiv) und 28% (neutral).
Kein branchenspezifischer Negativtrend
Im Handel sehen 33,3% die Auswirkungen der pandemiebedingten Einschränkungen negativ, 58,33% bewerten sie eher positiv. Neutral sehen es 8,33%. Im Dienstleistungssektor werten hingegen 41% die Auswirkungen als negativ, 45% positiv, und 14% nehmen diese kaum wahr. Gastronomie, Freizeit- und Sport-Sektor: 42% negativ, 46% positiv. Neutral: 12%.
Beim Handwerk sind laut Erhebung keine negativen Pandemiefolgen spürbar. 57% nehmen keine Auswirkungen wahr und 43% erleben die Auswirkungen sogar als spürbar positiv und stark positiv.
„Wir sehen, dass die Branchen weiterhin unterschiedlich durch die Pandemie gekommen sind, die Auswirkungen dementsprechend variieren. Was wir aber auch feststellen ist, dass ein branchenspezifischer Negativtrend nicht zu beobachten ist“, analysiert Brodersen. „Ein klares Indiz für die Widerstands- und Innovationskraft von Franchisesystemen aus den besonders belasteten Branchen, die die Krise durch Services im Delivery, digitalen Angeboten und dem Onlinehandel zumindest für ihr Konzept deutlich minimieren konnten.“
Unterstützungsbedarf vorhanden
43% schätzen, weniger als sechs Monate zu brauchen, um die krisenbedingten Einbußen aufzuholen – etwa ein halbes Jahr schätzen 19%, ein Jahr 15%, ein bis zwei Jahre 13% und mehr als zwei Jahre immerhin 10%.
„Wie nachhaltig sich die Folgen in Teilen unseres Wirtschaftszweiges halten werden, darauf geben diese Zahlen wichtige Hinweise. Das aktuelle Abflauen der Pandemie sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Unterstützungsbedarf für den Mittelstand auch in den Post-Pandemie-Zeit teils enorm sein wird. Umso wichtiger ist es mit verbindlichen Unterstützungsleistungen der Politik den nachgelagerten Auswirkungen der Pandemie bestmöglich entgegenzuwirken“, fordert Brodersen.
Entwicklungstendenzen erkennbar
Neben der Fokussierung auf das allgemeine Geschäftsklima sowie die derzeitigen Corona-Folgen trifft der FKI auch Aussagen zu weiteren Entwicklungstendenzen. Entscheidende Faktoren sind hier die Franchisepartner-Gewinnung, die Betriebsanzahl und die Mitarbeiterentwicklung. So liegt der Wachstumsindex in der Rubrik Betriebe bei 27%, einem Plus von fünf Prozentpunkten.
Die Stimmungslage in Bezug auf die Gewinnung neuer Partner ist um vier Prozentpunkte auf 21% gesunken. Deutlich positiver zeigt sich die Stimmungslage beim Angestellten-Wachstumsindex. Dieser hat neun Prozentpunkte auf 14% zugelegt.
Der Franchise Klima Index (FKI) für das 1. Halbjahr 2021 wurde vom 28. April bis 30. Mai digital unter den Mitgliedssystemen des Deutschen Franchiseverbandes erhoben. 312 Unternehmen waren zur Beteiligung aufgerufen, 105 von ihnen beteiligten sich. Das entspricht einer Rücklaufquote von 33,65%.