Franchise Klima Index des DFV: Krise ist spürbar, aber Stimmung positiv

Zweimal pro Jahr veröffentlicht der Deutsche Franchiseverband (DFV) den Franchise Klima Index (FKI), der die Stimmungslage innerhalb der Franchisewirtschaft abbildet und strukturelle Entwicklungen sichtbar macht. Nach dem Positivwert des zweiten Halbjahres 2019 zeigt der FKI für das erste  Halbjahr 2020 einen deutlich abgedämpften Wert auf.

In Zahlen bedeutet dies nach einer Mitteilung des DFV: Hatte der FKI Anfang 2019 seinen bisherigen Höchstwert von 153 Prozent, zeigte er Ende des Jahres 145 Prozent auf. Aktuell hat sich der FKI im Corona-dominierten 1. Halbjahr 2020 spürbar auf 122 Prozent abgesenkt.

Die Krise spüren 56 Prozent

„Trotz der aktuellen Ausnahmesituation zeigt sich der FKI stabil. Auch die detaillierten Vergleichsmarker deuten auf eine weiterhin eher positive Grundstimmung innerhalb der Franchisesysteme hin“, analysiert Torben Leif Brodersen, DFV-Hauptgeschäftsführer. „Das sicherlich auch auf die Branchenvielfalt im Franchising zurückzuführen ist. Denn während die Dienstleistungs- und Handelssektoren scheinbar leicht durch Lockdown und Einschränkungen gekommen sind, hat es die Gastronomie sowie den Freizeitbereich wesentlich stärker getroffen.“

56 Prozent der im Franchiseverband organisierten Systeme erleben die Auswirkungen der Corona-Krise negativ. Dagegen stehen 30 Prozent, die diese positiv wahrnehmen. 14 Prozent gaben an, kaum Auswirkungen zu spüren.

Freizeit- und Sport-Sektor hängt durch

In der Branchengewichtung verändert sich dieses Bild entsprechend. Im Handel sehen 36,5 Prozent die Auswirkungen negativ, 45,5 Prozent bewerten sie eher positiv. Neutral sehen es 18 Prozent. Im Dienstleistungssektor werten hingegen 48 Prozent die Auswirkungen als negativ, 30 Prozent positiv, und 22 Prozent nehmen kaum Auswirkungen wahr. Gastronomie: 73 Prozent negativ, 27 Prozent positiv. Neutral: keine Angaben.

Für den Freizeit- und Sport-Sektor sieht es noch deutlicher aus: 87,5 Prozent erleben negative Folgen und nur 12,5 Prozent empfinden diese als positiv. Beim Handwerk sind es 67 Prozent, die negative Auswirkungen auf ihren Bereich sehen. 33 Prozent erfahren kaum Auswirkungen auf das Handwerk. Die wenigen hier erhobenen Zahlen scheinen für diese Branche nur wenig aussagekräftig.

Herausforderung heißt Fanchise-Finanzierung

Die größte Herausforderung in der Krise ist mit 32 Prozent die Finanzierung/Liquidität, gefolgt von der Leadgenerierung (26 Prozent), der Umsetzung der Abstands- und Hygienemaßnahmen mit 21 Prozent. Ebenso wie die Kate-gorie Sonstiges. Dazu zählen u.a. die deutlich beschränkte Anzahl von Kunden/Gästen, Einschränkungen beim Vertrieb/Kundenservice, Handling von Kurzarbeit bzw. Rückkehr in den Normalbetrieb, Digitalisierung der Prozesse.

Umsatzeinbruch von 30 Prozent erwartet

64 Prozent der Befragten gaben an, in diesem Jahr mit Umsatzeinbrüchen von bis zu 30 Prozent zu rechnen. 23 Prozent erwarten Einbrüche von 31-60 Prozent. Bei 10 Prozent liegen die Erwartungen bei 61-100 Prozent Umsatzeinbrüche aufgrund der Corona-Krise.

Hilfspakete stützen übergangsweise

In der Folge von Krise und Lockdown sind im Schnitt bis zu 10 Prozent der Franchisepartner der befragten Verbandsmitglieder von der Insolvenz bedroht. Um dies zu vermeiden, wurde eine Vielzahl an Hilfsmaßnahmen erarbeitet, die auch in der Franchisewirtschaft gut angenommen wurden. 56 Prozent der Franchisezentralen und sogar 81 Prozent der Franchisenehmer haben Hilfsmaßnahmen wie Corona-Hilfspakete, KfW-Kredite, Soforthilfe des Bundes und der Länder etc. in Anspruch genommen.

Ein Jahr zum Aufholen

„Die rasch in die Wege geleiteten Maßnahmen zur Unterstützung sind gut, keine Frage. Wir benötigen aber dringend weitere Signale Richtung Mittelstand – auch über das Jahr 2020 hinaus“, fordert Torben Leif Brodersen. „Wir müssen davon ausgehen, dass uns die Auswirkungen der Corona-Epidemie nicht nur einige Monate, sondern in einigen Branchen vielmehr Jahre beschäftigen wird“, prognostiziert Brodersen.

Dies wird auch im FKI bestätigt. Demnach ist durchschnittlich ein Jahr zum Aufholen der Einbußen nötig. Ein Grund mehr für den Deutschen Franchiseverband nachhaltige Unterstützungsleitungen für den Mittelstand wie beispielsweise massive Steuererleichterungen zu fordern.

Positive Signale

Neben der Fokussierung auf das allgemeine Geschäftsklima sowie die derzeitigen Corona-Folgen trifft der FKI auch Aussagen zu weiteren Entwicklungstendenzen. Entscheidende Faktoren sind hier die Franchisepartner-Gewinnung, die Betriebsanzahl und die Mitarbeiterentwicklung.

So liegt der Wachstumsindex in der Rubrik „Betriebe“ bei 17 Prozent, einem Plus von vier Prozentpunkten. Die Stimmungslage in Bezug auf die Gewinnung neuer Partner ist um einen Prozentpunkt auf 18 Prozent angestiegen. Und auch die Stimmungslage beim Angestellten-Wachstumsindex hat um vier Prozentpunkte zugelegt.