Franchise | Doppelt so viele Kinder nutzen Studienkreis-Angebot zur LRS-Lerntherapie
Rechtschreibung, Lesekompetenz, Zuhören: Grundschulkinder in Deutschland hinken erheblich beim Erlernen grundlegender Kulturtechniken hinterher – das belegt eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB). Die Entwicklung zeigt sich auch beim Nachhilfeanbieter Studienkreis.
Denn in 2022 besuchen doppelt so viele Kinder wie im Vorjahr die Lerntherapie für Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS). Zugleich wird es angesichts der insgesamt geringen Leistungen im Lesen und Rechtschreiben jedoch immer schwieriger, die Kinder zu identifizieren, die wegen einer Lese-Rechtschreib-Schwäche eine spezielle Förderung benötigen, um in der Schule den Anschluss nicht zu verpassen. Eine professionelle LRS-Diagnostik hilft, diese Kinder zu finden und frühzeitig Unterstützung anzubieten.
30 Prozent verfehlten Mindestniveau
Für Kinder in den ersten Jahren der Grundschule kam die Corona-Pandemie 2020 zur absoluten Unzeit. Anstatt von ausgebildeten Lehrkräften in Präsenz Lesen und Schreiben zu lernen, hing ihr Lernfortschritt während der Schulschließungen vor allem von Zeit und Können der Eltern ab. In der Folge erreichten unter anderem 19 Prozent der 2021 vom IQB getesteten Viertklässler die Mindestanforderungen im Lesen nicht. 30 Prozent verfehlten das Mindestniveau in Rechtschreibung.
Besonders hart ist diese Entwicklung für Kinder mit einer LRS: Die insgesamt geringen Leistungen in der Altersgruppe machen es Lehrkräften besonders schwer, diese Kinder frühzeitig zu identifizieren und eine zielgerichtete Förderung anzustoßen.
Individuelle Förderung unerlässlich
Welche Fördermaßnahmen einem Kind helfen, hängt stark von der individuellen Ausprägung seiner Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten ab. „Bei einer erworbenen Lese-Rechtschreib-Schwäche hat ein Kind die Regeln nicht richtig gelernt, zum Beispiel, weil die Methodik und Didaktik in der Schule nicht so gut für dieses Kind gepasst haben. In solchen Fällen kann eine gezielte Förderung gut helfen, dass die Kinder die Schwierigkeiten vollständig überwinden und die Regeln später erwerben“, erklärt Jana Davidi-Nieva, Pädagogische Leiterin für LRS-Lerntherapie beim Studienkreis online.
Bei Kindern mit einer ausgeprägten Legasthenie, sagt Jana Davidi-Nieva, „können auch genetische Ursachen oder Schwierigkeiten mit der visuellen oder auditiven Wahrnehmung eine Rolle spielen. Da müssen wir in der Lerntherapie weiter ausholen und zum Beispiel über gezielte Übungen und Spiele die Wahrnehmung verbessern.“
Um herauszufinden, wie ausgeprägt bei einem Kind die Lese- und Schreibschwierigkeiten sind und was ihm helfen kann, ist zunächst eine umfassende Diagnostik nötig, dann eine zielgerichtete Lerntherapie
Nachfrage nach LRS-Diagnostik steigt an
Auch der Studienkreis führt in seinen LRS-Lernzentren in ganz Deutschland solche Diagnostiken durch – und beobachtet einen starken Anstieg bei der Nachfrage. 2022 haben die LRS-Zentren zweieinhalbmal so viele Tests durchgeführt wie im Vergleichszeitraum 2021. Doppelt so viele Kinder wie im selben Zeitraum 2021 besuchen dieses Jahr die LRS-Lerntherapie im Studienkreis.
Der Test zur Feststellung einer Lese-Rechtschreib-Schwäche dauert etwa 90 Minuten und wird im Anschluss genau analysiert. Erst dann zeigt sich, in welchen Bereichen ein Kind Schwierigkeiten hat und wie ausgeprägt sie sind – und die Lerntherapie kann beginnen.
„Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Diagnostik und Lerntherapie so stark steigt, weil sich immer mehr Eltern Sorgen um die Lese- und Rechtschreibkompetenz ihrer Kinder machen. Ohne den Test ist es für Eltern kaum möglich zu beurteilen, ob ihr Kind einfach langsamer lesen und schreiben lernt oder ob eine LRS hinter den vielen Fehlern steckt“, sagt Silke Schwetschenau, Projektleiterin für Pädagogik im Studienkreis.
Kernunterricht statt Förderangebote
Die Schulen kämen kaum hinterher, den Förderbedarf für Lesen und Rechtschreibung abzudecken. „Die durch die Corona-Pandemie insgesamt erheblichen Lernlücken binden alle Kräfte in den Kollegien“, erklärt Schwetschenau.
Mehr und mehr Schulen hätten zudem mit Lehrkräftemangel zu kämpfen. So werden zum Beispiel nach Medienberichten und einem Statement des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) in Bayern unter anderem bereits Förderangebote an den Schulen gekürzt, damit immerhin der Kernunterricht stattfinden kann. Das könnte sowohl Kinder treffen, die jetzt – wie die Studie des IQB zeigt – beim Lesen- und Schreibenlernen hinterherhinken als auch solche, die wegen einer LRS oder Legasthenie besonderen Förderbedarf haben.
Ohne Förderung wird Anschluss verpasst
Bleibt eine Lese-Rechtschreib-Schwäche unerkannt, können die Folgen erheblich sein und die Kinder in der Schule abgehängt werden. Die Rechtschreibfehler wirken sich auf die schulischen Leistungen aus und die mit jedem Schuljahr größeren Mengen an Lesestoff lassen sich kaum bewältigen. Insbesondere Lesen gilt als Schlüsselkompetenz, mit der sich Kinder und Jugendliche Zugang zu weiterem Wissen erschließen können.
Wer hier Schwierigkeiten hat, bekommt in fast allen Fächern Probleme. Zudem leidet bei den betroffenen Kindern oft das Selbstbewusstsein, weil sie immer wieder erleben, dass ihnen nicht gelingt, was anderen Gleichaltrigen leicht von der Hand geht. Auch Erleichterungen in der Schule – ein so genannter „Nachteilsausgleich“ – stehen nur Kindern mit einer diagnostizierten LRS zu.
Nachteilsausgleich kann helfen
Solche individuellen Vereinbarungen zwischen Schule und betroffenen Familien regeln, wie die Schwierigkeiten aus der LRS möglichst gut ausgeglichen werden. So bekommen die Kinder zum Beispiel bei Klassenarbeiten etwas mehr Zeit oder weniger Punktabzug für Rechtschreibfehler.
„Der Begriff ‚Nachteilsausgleich‘ drückt sehr gut aus, worum es geht. Kinder mit LRS oder Legasthenie sind genau so intelligent wie andere Gleichaltrige. Aber ohne Förderung und anerkannte Diagnose haben sie im Schulsystem bedeutend schlechtere Chancen, gute Leistungen zu erreichen“, sagt Schwetschenau.