Franchise | Studienkreis-Umfrage: Eltern empfinden Notengerechtigkeit

Bald gibt es wieder Halbjahreszeugnisse. Entgegen landläufiger Vorurteile bricht deshalb keine große Beschwerdewelle über Deutschlands Lehrerinnen und Lehrer ein. Wie eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag des Nachhilfeinstituts Studienkreis ergab, vertraut eine deutliche Mehrheit der Eltern darauf, dass ihre Kinder gerecht benotet werden.
 
Nicht immer stehen Zensuren in den Zeugnissen, die Eltern und Kindern gefallen. Die gute Nachricht lautet: 65 Prozent der Eltern sind überzeugt davon, dass es bei der Benotung ihrer Kinder gerecht zugeht. Nur ein Drittel findet, dass mindestens eine Note im letzten Zeugnis des Kindes unfair vergeben wurde.

Mütter empfinden Noten etwas häufiger ungerecht als Väter (35 Prozent zu 29 Prozent). Mit zunehmendem Alter der Schülerinnen und Schüler steigt das Ungerechtigkeitsempfinden: 47 Prozent der Eltern von älteren Schülern (11. bis 13. Klasse) sahen mindestens eine Note als ungerechtfertigt an, aber nur 23 Prozent der Eltern von jüngeren Schülern (1. bis 4. Klasse).

Studienkreis Umfrage Notengerechtigkeit 2019

Ausschlaggebend ist die Leistung

Auch wenn ein Drittel der Eltern findet, dass mindestens eine Zeugnisnote nicht gerecht vergeben wurde, so halten sie doch die schulische Leistung des Kindes ausschlaggebend für die Benotung. 88 Prozent der befragten Eltern waren dieser Meinung. Eine große Mehrheit (72 Prozent) hält jedoch auch die persönlichen Ansprüche des Lehrers sowie das Leistungsniveau der gesamten Klasse (58 Prozent) für sehr einflussreich.

Diese Aspekte nehmen bei befragten Eltern mit älteren Schulkindern zu. Dass der familiäre Hintergrund in die Benotung einfließt, glauben hingegen nur 36 Prozent der Eltern.

Wenige im Gespräch mit der Lehrkraft

Empfinden Eltern einzelne Noten ihrer Kinder als ungerecht, diskutieren sie dies jedoch selten mit dem jeweiligen Lehrer oder der Lehrerin. Von den 32 Prozent der Eltern, die eine Note als unfair empfanden, nahmen nur 37 Prozent Kontakt zum Lehrpersonal auf und wenn, dann eher die Väter.

Auch hier gibt es einen Negativ-Trend in Richtung Oberstufe: 52 Prozent der Eltern von Schülern der 1. bis 4. Klasse wählten die Möglichkeit eines Gesprächs, aber nur 34 Prozent der Eltern von Schülern der 11. bis 13. Klasse.

Für Max Kade, Bereichsleiter Pädagogik & Produkt beim Studienkreis, liegt das vor allem am kürzeren Draht, den Eltern zu Grundschullehrern haben: „Eltern sollten sich allerdings auch in den weiterführenden Schulen um einen guten Kontakt zu den Lehrern bemühen. So können Missverständnisse oder das Gefühl ungerechter Benotung viel eher ausgeräumt, aber auch eventuelle Lernschwierigkeiten frühzeitig erkannt werden.“

Mit Kindern im Austausch bleiben

Max Kade rät Müttern und Vätern zudem, das Gefühl einer ungerechten Benotung auch mit den Schülerinnen und Schülern selbst zu thematisieren. „Zum einen haben Kinder und Jugendliche meistens ein sehr genaues Gespür dafür, ob eine Lehrkraft sie ungerecht behandelt und sind durchaus selbstkritisch“, weiß der zweifache Vater aus Erfahrung. Und wer einen guten Kontakt zu seinen Kindern pflege, müsse sich auch nicht sorgen, einer Ausrede für zu wenig Lernen aufzusitzen.

Zum anderen sei es wichtig für Schülerinnen und Schüler, sich im Falle unfairer Noten ernstgenommen fühlen und sich der Unterstützung ihrer Eltern sicher sein zu können.